
In einem dunklen, geheimnisvollen Wald lebte eine kleine Fledermaus namens Emilii. Emilii war nicht wie die anderen Fledermäuse, die den ganzen Tag faul herumhängten und nur nachts flogen. Nein, Emilii war neugierig auf alles, was um ihn herum geschah. Er träumte davon, die Welt jenseits des Waldes zu erkunden und all die geheimnisvollen Wunder zu entdecken, von denen die alten Fledermäuse immer erzählten.
Eines Nachts, als der Mond hell am Himmel schien und die Sterne funkelten, beschloss Emilii, sein grosses Abenteuer zu beginnen. «Ich werde den hohen Berg im Osten erklimmen!» rief er mit festem Entschluss zu seinen Freunden, die in den Baumkronen schliefen. Doch die anderen Fledermäuse zitterten beim Gedanken an die gefahrvollen Strömungen und die scharfen Felsen. «Das ist zu gefährlich, Emilii! Bleib besser bei uns!» rief eine dicke Fledermaus namens Bruni, die immer für Sicherheit war.
Aber Emilii liess sich nicht von seinem Traum abbringen. Mit loyalem Herzen und einem unerschütterlichen Willen machte er sich auf den Weg, seinen ersten grossen Ausflug zu wagen. Er schwang sich über die Baumkronen, um seine Stärke zu zeigen, und winkte den anderen Fledermäusen zu, während sie ihm hinterher schauten.
Die Reise begann mit einem grossen Schauer, der ihn durch den dichten Nebel führte. Der Wind pfiff um seine Ohren, und der Regen klatschte auf sein weiches Fell. Emilii musste seine Flügel aufspannen und sich gegen den Wind stemmen, um nicht zurückzufallen. Nach ein paar Minuten war die Welt um ihn herum nur noch ein verschwommenes Bild aus Tropfen und Schatten.
Plötzlich hörte Emilii ein seltsames Geräusch. «Was war das?» dachte er und hielt an. Er bemerkte, dass er vor einer grossen Höhle gelandet war. Mutig beschloss er, einen Blick hineinzuwerfen. Vorsichtig schlang er seine Flügel um sich und flog in die Dunkelheit. Innen war die Höhle riesig, und überall blinkten glänzende Steine wie Sterne. Emiliis Herz schlug vor Aufregung.
Aber er wusste, dass er nicht zu lange bleiben konnte. Deshalb drückte er sich an die Wand und genügte sich einem kleinen Stück weiter in die Höhle. Plötzlich vernahm er einen schaufelartigen Schatten, der über ihm flog. Es war eine riesige Eule, die sehr müde wirkte. Emilii wollte nicht, dass die Eule ihn bemerkte und sich erschrak. Schnellen Schrittes flüchtete er hinaus aus der Höhle und in den Regen.
Nach ein paar Minuten des Fliegens liess der Regen nach, und Emilii fand sich auf einem wunderschönen, blühenden Feld wieder. Bunte Blumen wuchsen in allen Farben, und die Luft war voller süssem Duft. Hier fühlte sich Emilii wohl. Er hielt für einen Moment an, um seine Kräfte zu sammeln. Doch plötzlich hörte er ein Weinen. Verwundert sah er sich um. Am Rande des Feldes entdeckte er ein kleines Kaninchen, das traurig in die Blumen schaute.
„Was ist los?» fragte Emilii vorsichtig. Das Kaninchen blinzelte überrascht auf. «Ich habe meinen Lieblingsspielzeugball verloren, aber ich kann ihn einfach nicht finden!» Es sah so verzweifelt aus, dass Emilii beschloss, ihm zu helfen. Der kleine Fledermaus-Entdecker flog über das Feld, während er nach dem Ball suchte. „Hier ist er, schau!» rief er und hielt den Ball in seinen Klauen.
Das Kaninchen hüpfte voller Freude um ihn herum und bedankte sich herzlich. „Du hast mir geholfen, auch wenn du nicht über das Feld fliegen musstest. Du bist sehr mutig, Emilii!» Emilii strahlte vor Stolz. Gemeinsam spielten sie ein paar Runden mit dem Ball und lachten viel. Doch Emilii wusste, dass er seine Reise fortsetzen musste.
„Ich habe einen Berg zu erklimmen!» erklärte er dem Kaninchen. Aber bevor er wegging, gab das Kaninchen ihm einen Hausermut aus einer grossen, bunten Blume. „Zusammen können wir kämpfen!“ sagte es aufmunternd. Emilii fühlte sich durch die Ermutigung des kleinen Kaninchens gestärkt. Nach einem letzten Abschied machte er sich auf den Weg.
Nun war er bereit für die Herausforderung, den hohen Berg zu erklimmen. Als er schliesslich den Fuss des Berges erreichte, sah er die steilen Hänge und die scharfen Felsen, die sich vor ihm türmten. Er atmete tief ein und stieg entschlossen den ersten Hang hinauf. Es war mühsam, jeder Flügelschlag erforderte grosse Anstrengung, und manchmal rutschte er sogar aus. Aber in seinem Herzen wusste Emilii, dass Aufgeben keine Option war.
Nach einer langen Zeit des Fliegens, des Schwindelns und des Schüttelns schaffte es Emilii schliesslich bis zum Gipfel des Berges. Er öffnete seine Flügel weit und wurde überflutet von einem atemberaubenden Ausblick: Der gesamte Wald lag ihm zu Füssen, der Mond leuchtete in voller Pracht und die Wolken schwebten wie Zuckerwatte am Himmel.
Die Freude über seinen Erfolg war unbeschreiblich. Emilii wusste, dass all die Mühe sich gelohnt hatte und dass er nicht aufgegeben hatte. Er drehte sich um und rief laut in die Nacht hinein: «Ich habe es geschafft! Gib nicht auf!» seine Stimme hallte über die Berghänge. Im Herzen wusste er, dass er auch weiterhin Entdeckungen machen würde, ohne sich zurückzuziehen – denn Ausdauer führt zum Erfolg.
Emilii flog jubelnd durch die Nacht zurück zu seinen Freunden, bereit, ihnen von seinem Abenteuer zu erzählen und ihnen die wunderbaren Dinge zu zeigen, die er entdeckt hatte. Er wusste, dass jeder, der an seine Träume glaubt und nicht aufgibt, seine eigenen Berge erklimmen kann. Und mit diesem Gedanken schlief er später mit einem breiten Lächeln und glücklichen Gedanken ein.