
In einem geheimnisvollen Tal, umgeben von hohen Bergen und glitzernden Seen, lebte ein kleiner, aber aussergewöhnlicher Drache namens Luna Leuchtfeuer. Luna war nicht wie die anderen Drachen, die man oft in Geschichten findet. Sie war nicht nur mit schimmernden, grünen Schuppen bedeckt, sondern hatte auch die erstaunliche Fähigkeit, Sterne aus dem Nachthimmel zu sammeln und sie in ihrer glühenden Höhle aufzubewahren. Ihre Augen funkelten wie die besten Sterne am Himmel, und ihr Herz war ebenso rein und voller Neugier.
Eines Tages, als der Winter in vollem Gange war und der Himmel klar und voller Sterne funkelte, hörte Luna von den Menschen im nahegelegenen Dorf. Sie hatten eine besondere Tradition: jedes Jahr am Weihnachtsabend schmückten sie einen grossen Weihnachtsbaum mit Lichtern, glänzenden Ornamente und, das Wichtigste, mit dem hellsten Stern, den sie finden konnten. Neugierig und begeistert von der Idee, beschloss Luna, die Menschen und ihr Fest zu besuchen.
In der Nacht vor Weihnachten flog sie hoch in den Himmel, dem leuchtenden Mond entgegen, der die Szenerie mit seinem silbernen Licht erhellte. Luna sammelte einen besonders strahlenden Stern, der funkelte wie eine Diamantpracht. Sie nannte ihn „Glanzstern“. Mit diesem wunderschönen Stern wollte sie den Weihnachtsbaum im Dorf schmücken, denn sie wusste, dass er dort am besten zur Geltung käme.
Als sie schliesslich im Dorf ankam, sah sie die Strassen voller Menschen, die lachten, sangen und fröhlich waren. Die verschiedenen Gerüche von frisch gebackenem Kuchen und Gewürzen erfüllten die Luft. Kinder rannten umher und spielten mit ihren Freunden, während die Erwachsenen mit bunten Lichtern den grossen Weihnachtsbaum schmückten.
Luna landete vorsichtig am Waldrand, um nicht entdeckt zu werden. Sie beobachtete die Menschen aus ihrem Versteck, bemerkte die Freude und die Wärme, die von ihnen ausstrahlte. Doch während sie zusehen wollte, passierte etwas Unerwartetes. Ein kleines Kind mit einer roten Mütze, das dem Rest der Gruppe hinterherhinkte, bemerkte plötzlich Lunas schimmernde Schuppen im Licht des Mondes.
„Mama! Schau mal! Da ist ein Drache!“, rief das Kind begeistert.
Die Menschen im Dorf hielten inne und schauten in die Richtung, in die der Junge zeigte. Luna hatte ein mulmiges Gefühl, aber sie wollte nicht weglaufen. Stattdessen schob sie sich aus ihrem Versteck und trat mit einem freundlichen Lächeln vor die Dorfbewohner. «Hallo! Ich bin Luna Leuchtfeuer!» rief sie fröhlich, und ihre Stimme klang wie eine sanfte Melodie.
Die Menschen waren überrascht, einige versteckten sich, andere trauten sich näher. Nach ein paar Minuten des Zögerns trat eine mutige Frau vor und sagte: „Willkommen, Luna! Woher kommst du? Was hast du hier zu suchen?“
Eingehüllt in das Licht des wunderbaren Glanzsterns, erklärte Luna allen, dass sie gekommen war, um den Weihnachtsbaum mit dem hellsten Stern zu schmücken. Die Gesichter der Menschen begannen zu leuchten, als sie von ihrer Fähigkeit hörten.
«Das ist eine grossartige Idee!», rief ein kleiner Junge und klatschte in die Hände. «Kannst du uns helfen, den Baum noch schöner zu machen?»
Luna fühlte sich sofort willkommen. Sie nickte fröhlich und mit einem Schwung ihrer langen Drachenflügel stellte sie sich vor den grossen Baum. Die Dorfbewohner schauten staunend zu, als sie den Glanzstern vorsichtig mit ihrem freundlich glühenden Atem in die Höhe schickte.
Der Stern schwebte wie ein funkelnder Komet. Plötzlich leuchtete der ganze Baum auf, als würde er vom Inneren heraus strahlen. Die Menschen johlten und klatschten, als sie die Funken im Schnee sahen.
«Es ist wunderschön!», rief ein Mädchen mit Zöpfen. «Danke, Luna!»
Luna lächelte, und in ihren Augen funkelte es vor Freude.
Das Fest war eine der schönsten Erfahrungen, die Luna je gemacht hatte. Sie tanzte mit den Kindern, sang Weihnachtslieder und probierte sogar einige von den köstlichen Leckereien, die die Menschen zubereitet hatten. Das Herz der kleinen Drachen-Dame war voller Wärme und Freundschaft, und sie bemerkte, dass Offenheit zu neuen Freunden führen konnte, egal wie unterschiedlich sie auch sein mochten.
Als die Nacht weiterging, fühlte sich Luna wie ein Teil der Dorfgemeinschaft, und die Menschen fühlten sich durch ihre Anwesenheit bereichert. Die Kinder wussten, dass sie etwas ganz Besonderes erlebt hatten, und die Erwachsenen wurden inspiriert, ein wenig offener und freundlicher gegenüber anderen zu sein.
Als das Fest zu Ende ging und die Sterne am Himmel nach Luna schauten, wusste sie, dass sie nie wieder allein sein würde. Ihre Reise hatte ihr gezeigt, dass echte Freundschaft in den kleinsten Gesten aufblüht und dass man immer ein Zuhause finden kann, wo immer man hingehört.
Mit einem letzten Blick auf den funkelnden Baum machte Luna sich auf den Rückweg in ihr Tal, vollkommen glücklich und mit einem Herzen voller Licht. Von nun an würde sie jeden Weihnachtsabend ins Dorf fliegen und die Menschen besuchen, ihre Geschichten teilen und das Fest mit ihnen feiern.
Und wenn die Kinder der Dorfbewohner in den Himmel schauten und einen besonders hellen Stern sahen, wussten sie, dass es Luna Leuchtfeuer war, die über sie wachte und ihnen zurief: „Frohe Weihnachten!»
Und so lebte Luna, die Drachenfreundin, glücklich und munter, immer bereit, neue Freunde zu finden und das Glänzen der Sterne mit anderen zu teilen!